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Entsorgung im Einklang mit Energieeffizienz und Umweltschutz
Der Ortsteil Hauptmannsgrün der Gemeinde Heinsdorfergrund ist mit seinen 600 Einwohnern an der Kläranlage in der Waldkirchener Straße angeschlossen. Die Besonderheit der Anlage: sie befindet sich nicht wie üblich im Tal in der Nähe eines Gewässers, sondern auf dem Berg. Dies ist den beengten Platzverhältnissen geschuldet - zum Zeitpunkt der Errichtung war ein geeignetes Grundstück nur an diesem ungewöhnlichen Standort verfügbar. Ein Pumpwerk fördert jeher das zu klärende Abwasser zur Anlage, der Ablauf des gereinigten Abwassers erfolgt über eine Fallleitung in den Raumbach.
Es war an der Zeit die Altanlage zu erneuern. Dies erfolgte seit dem Frühjahr 2023 und blieb für die betroffenen Anwohner weitgehend unbemerkt. Eine Restaurierung oder Erneuerung der Anlagenbestandteile in der alten Bauweise kam nach einer aufwendigen Variantenuntersuchung nicht in Frage. Daher entschieden wir uns, gemeinsam mit dem planenden Ingenieurbüro Olzscha aus Pausa, für eine andere Vorgehensweise. Der Fokus lag auf der Gestaltung einer wartungs- und verschleißarmen Anlage mit geringem Energieverbrauch. Ein Ersatzneubau direkt neben der Altanlage war die Lösung.
Der Ersatzneubau ermöglicht dabei die Anlage kompakter und gleichzeitig verfahrenstechnisch günstiger im Betrieb zu gestalten. Dieses Vorgehen hat noch weitere Vorteile: Parallel zum regulären Betrieb der alten Anlage, konnten die neuen Anlagenteile errichtet und erprobt werden. Es entstand ein kompaktes, verfahrensoptimiertes Reinigungsbecken sowie ein neues Betriebsgebäude inklusive Fotovoltaik Anlage. Im Sinne des Gewässerschutzes entschieden wir außerdem eine höhere Reinigungsleistung als die gesetzlich vorgeschriebene umzusetzen. Dies ermöglichte auch, dass der Bau zu 50% von der SAB nach Förderrichtlinie SWW 2016 gefördert wird.
Projektplanung und Umsetzung
Die Planung erfolgte über mehrere Jahre in Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde. Sie beinhaltet alle Vorüberlegungen, die Betrachtung der Gegebenheiten vor Ort, sowie Variantenvergleiche zur Umsetzung und Voruntersuchungen. Dies liefert verfahrenstechnisch, und unter Berücksichtigung der Kosten, die Entscheidungsbasis für die Realisierung des Projektes.
Eine Besonderheit ist das „Triuno-Becken“ der Anlage. Es vereint Schlammstapelbehälter, Belebung und Nachklärung in einem platzsparenden Becken. Auf dem Dach des neuen Betriebsgebäudes befindet sich eine Fotovoltaik Anlage. Der Stromverbrauch für den Betrieb der Anlage kann so deutlich reduziert werden. Neben der erhöhten Reinigungsleistung der neuen Anlage ist dies ein weiterer Aspekt für den Umweltschutz.
Die Abwasser Verordnung (AwV) gibt bei der Ausbaugröße dieser Anlage mit einem maximalen Zufluss von 8 Liter / Sekunde keinen Grenzwert für Phosphor im Ablauf der Kläranlage vor. Der ZWAV als Betreiber der Anlage sehen indes eine P-Fällung vor. Somit wird eine erhöhte Reinigungsleistung inkl. chemischer Reinigung erreicht, folglich werden weniger Schadstoffe in das Gewässer emittiert.
Der Startschuss für den Bau war auf den 29. März 2023 datiert. Beauftrag wurden zwei Firmen. Für den Bau des Beckens und des Betriebsgebäudes einschließlich technischer Ausrüstung erhielt die VSTR AG aus Rodewisch den Zuschlag. Die elektrische Ausrüstung einschließlich der Steuerung sowie die Fotovoltaik Anlage wurde durch die Firma Elektro Gruschwitz aus Treuen realisiert.
Der Betonrohbau des Beckens sowie die Errichtung des Betriebsgebäudes einschließlich der Bedachung und Fotovoltaik Anlage erfolgten im Jahr 2023 bis Dezember. Ab dem Frühjahr 2024 erfolgte der Innenausbau und die Maschinentechnische Ausrüstung; wie der Rechen, die Aufstellung der Gebläse und Fällmitteldosierung sowie die Elektro- und Steuerungstechnik.
Vor der Umbindung der Anschlüsse auf die neue Anlage erfolgten viele Funktionstests im Rahmen des Probebetriebs.
Wie läuft eigentlich so ein Probebetrieb?
Vor dem Probebetrieb erfolgt eine Dichtheitsprüfung der Anlagenbestandteile mit Brauchwasser. Wenn die Ausrüstung des Beckes abgeschlossen ist wird das Blasenbild der Belüftung der Anlage kontrolliert. Hierbei ist es wichtig eine gleichmäßige Belüftung der Belebung zu erzeugen.
Ab August 2024 fand der Probebetrieb der Anlage statt. Hierbei wurde das Becken mit Abwasser zur Behandlung gefüllt. Auch Schlamm aus der bestehenden Anlage wurde genutzt. Das heißt, der Inhalt der alten Becken wird in das neue Becken umgepumpt. In dieser Zeit läuft die Anlage bereits und wird auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft. Das gereinigte Abwasser, welches zum Schluss in den Raumbach abgeschlagen wird, unterliegt hierbei strenger Kontrollen.
Der Schlamm des Abwassers ist mit Bakterien versetzt und dient zum „Animpfen“ der neuen Anlage, die den biologischen Reinigungsprozess am Laufen halten muss. Über den Betriebszeitraum einer Anlage haben sich die Bakterien auf die Abwasserzusammensetzung des Einzugsgebietes angepasst. Diese Bakterienstämme, die auf das bestehende Abwasser spezialisiert sind, werden genutzt um die neue Anlage schnell auf ihre Aufgabe einzustellen. Die Abwasserwerte am Ablauf werden im Testzeitraum mehrfach täglich gemessen. Sind die Werte nach 4 bis 6 Wochen stabil und die Anlage läuft problemlos gilt der Probebetrieb als abgeschlossen und eine Wasserrechtliche Abnahme kann erfolgen.
Erst nach erfolgreichem Abschluss des Probebetriebs konnte die Umbindung, der Rückbau der Altanlage und die Renaturierung des Geländes erfolgen.
Der schwierigste Teil ist die Umbindung der Anlage. Dabei wird die Pumpstation ausgeschalten und die Altanlage vom Netz genommen, die neue Anlage wird in das Abwassernetz eingebunden, also angeschlossen, danach die Pumpstation wieder eingeschalten. Dies muss, auf Grund des ständig anfallenden Abwassers, innerhalb eines kurzen Zeitfensters geschehen. Während der Umbindephase wurde mittels Fahrzeugen des ZWAV das anfallende Abwasser aus der Pumpenvorlage der Pumpstation gesaugt und auf die Kläranlage gefahren.
Die neue Anlage in der Bauphase und nach der Fertigstellung in Bildern:






